Feldpost im Zweiten Weltkrieg
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O.U., den 21.1.43.
Liebe Elly, lieber Fred,
Gestern kam Euer Brief vom 14.1. hier an. Recht schönen Dank, Ich habe mich sehr gefreut, weil es die erste längere Nachricht aus der Heimat war. Ich will nun auch gleich antworten:
Die strenge Kälte hat bei und nur wenige Tage angehalten und ich hoffe, dass es bei Euch auch so ist. Meist ist ja hier das Wetter ähnlich, wie in Deutschland. Jetzt haben wir nur noch bis 15° Kälte und es ist einigermassen erträglich. Im Zimmer ist es allerdings immer noch so kalt. Meist nur 13°. Ich habe mich aber schon einigermassen daran gewöhnt. Es bleibt mir ja nichts weiter übrig. Was Du über die schönen Stunden schreibst, die ich bei Euch verlebt habe, kann ich nur bestätigen. Auch ich wünsche mir, dass ich noch recht viele so schöne Tage bei Such verleben kann und hoffe, dass es bald soweit ist. Ich bereue jedenfalls keinen Tag, den ich bei Euch verbracht habe. Schöner konnte ich mir meinen Urlaub wirklich nicht wünschen. - Für die Grüsse Deiner Kollegen recht schönen Dank. Grüsse Sie bitte auch von mir und ich denke gerne an die Hasenbraten zurück, besonders, wenn es bei uns Sauerkrautsuppe als Mittagessen gibt. - Päckchenmarken habe ich z.Zt. nicht meht zur Verfügung. Sobald ich welche bekomme, schicke ich Sie. - Auf den Geburtstagskuchen freue ich mich schon jetzt. Du kannst ruhig Kuchen schicken.
Die Stolle hat den Transport fabelhaft überstanden und ausgezeichnet geschmeckt. Gestern habe ich übrigens das letzte Stückchen Wurst aus dem Päckchen gegessen. Und damit ist nun alles alle. Leider, leider. Noch mehr konnte ich aber nicht einteilen. Jetzt wird es nun kritisch und ich muss sehen, wie ich zurecht komme. - Den Foto schicken halte ich für riskant. Wenn aber wieder ein Urlauber fährt, dann schreibe ich Dir. Das ist dann sicherer. Vielleicht komme ich auch bald wieder auf Urlaub und kann ihn dann selbst mitnehmen. Hauptsache ist aber Erst mal, dass Du ihn überhaupt bekommst. Hoffentlich klappt es. Geld spielt keine Rolle. Bei nächster Gelegenheit schicke ich 100,- RM an Dich ab. - Irgendwelche Hoffnungen auf Kurse und Kommandierungen ins Reich sind Zwecklos. Ausserdem wisst Ihr ja, dass ich ganz zufrieden bin, da es hier immer noch einigermassen sicher ist. - 4 Millionen, grosse Offensive und Schluss halte ich auch für wahrscheinlich, übrigens war ich erstaunt, dass jetzt viele meiner Kameraden dieselbe Ansicht haben, wie ich. Es hat sich also doch schon herumgesprochen. Na, hoffentlich geht alles einigermassen gut ab.
So, das wäre nun alles zu dem Brief. - Inzwischen ist auch Post von Papa gekommen. Das übliche blöde Zeug, Streit mit Onkel Alex, der nicht nur dumm sondern auch undankbar ist (!!), Streit mit der ganzen Welt, Kriegsbegeisterung usw., usw. Ich habe bald keine Lust mehr auf den Blödsinn zu antworten. Es ist immer dasselbe und 1 Brief gleicht dem anderen. - Von Egon habe ich auch einen Brief bekommen. Abgegangen am 23.12. Er steckt im Kessel bei Stalingrad. Nachschub nur durch die Luft. 7 Mann 1 Brot, nur kalte Kost, viel Arbeit und dauernd Kämpfe. Es soll furchtbar sein. Sind damals schon 4 1/2 Wochen eingeschlossen gewesen. - Sonst nicht viel neues. Ich mache viel Wache. Sonst dafür aber auch fast garnichts. Heute viel Schnee und ziemlich warm. Höchstens 5°. Diesmal scheint es der Winter mit uns gnädig zu machen. - Karamba schicke ich auch bald ab. - Den Bericht über die Stadt habe ich schnell noch fertig gemacht, weil ich ihn Euch versprochen habe. Ging aber sehr in Eile und ist deshalb nicht besonders geworden. Schreibe gelegentlich noch mehr dazu, - So, das wäre nun einstweilen alles, was ich zu berichten hätte. Hoffe nun bald von Euch mehr zu hören, besonders, wie der Fliegeralarm abgelaufen ist. Hoffentlich fängt es nicht wieder so an, wie vor 2 Jahren.
Morgen gehe ich zum Zahnarzt und übermorgen habe ich Wache. Für die nächsten 2 Tage bin ich also wieder beschäftigt. Wenn sich nichts besonderes ereignet, schreibe ich in 8 - 10 Tagen wieder.
Einstweilen nun
recht herzlichen Gruss
und gute Besserung für Fred
Heinz